Und weiter geht es. Beim letzten Mal ging es durch Unterfranken, heute habe ich dagegen ein interessantes Gebiet in Oberfranken besucht. Gerade diese Region ist in der momentan aktuellen Version der Broschüre mit einem einzigen Gebiet etwas unterrepräsentiert. Höchste Zeit also das zu ändern, insgesamt sind vier weitere Gebietsbeschreibungen für diese Region geplant, eine wird den Goldbergsee nordwestlich von Coburg behandeln, der mein heutiges Ziel war.
Da es auf die Dauer etwas langweilig ist, jedes Mal für ein Beobachtungsgebiet die registrierten Vogelarten aufzuzählen, möchte ich das heute ein bisschen anders anpacken.
Es geht mir nämlich heute um eine Frage, die man für jedes Gebiet in der aktuellen und in der geplanten neuen Edition der Broschüre stellen kann und muss: Warum soll gerade dieses Gebiet beschrieben werden? Um das zu beantworten, muss man sich vorher damit beschäftigen, was ein "gutes" Vogelbeobachtungsgebiet eigentlich ausmacht. Für mich sind das im Wesentlichen zwei Kriterien:
1.) Die Vogelwelt: Ein lohnendes Beobachtungsgebiet muss natürlich Vögel bieten, die man nicht an jeder Straßenecke finden kann, ganz egal ob Brut- oder rastender Zugvogel. Ist das beim Goldbergsee erfüllt? Definitiv ja. Zum Einen hat man eine reichhaltige Brutvogelwelt, die einige als Brutvögel seltene Enten wie Schnatter- und Kolbenente aufweist. Zum Anderen ist aber auch die Zugzeit interessant, wenn je nach Wasserstand Reiher, Limikolen und Enten im Gebiet rasten. Interessant ist hierbei, dass fast jährlich ein bis zwei Seltenheiten von dort gemeldet werden (2016: Rallenreiher, Weißbart-Grasmücke), was die Bedeutung des Sees als Rastgebiet unterstreicht.
Die Attraktivität des Gebiets wird durch das angrenzende und teilweise auch einsehbare NSG "Glender Wiesen" noch gesteigert, welches ein herausragendes Brutgebiet von Blaukehlchen und Bekassine ist. Wenn im Frühjahr auf den Hochlagen des Thüringer Waldes noch Schnee liegt, rasten dort regelmäßig größerer Anzahlen von Kiebitzen, Goldregenpfeifern und manchmal auch Kranichen.
und 2.) die Beobachtungsinfrastruktur: Mag ein Gebiet eine noch so große Bedeutung als Brut- und Rastgebiet haben, für den Vogelbeobachter ist das nur solange interessant, wie es auch Stellen gibt, an denen diese reiche Vogelwelt betrachtet werden kann. Dazu werden oft an günstigen Stellen Beobachtungstürme und -stände gebaut, vor denen die Vögel keine Furcht zeigen und so ungestörtes Beobachten auch bei geringer Distanz ermöglichen. Trotz allem muss eine Balance gefunden werden zwischen störender Nähe von Besuchern zu den Brutplätzen und zu großer Distanz zu den Vögeln.
Gerade das ist meiner Meinung nach am Goldbergsee gut gelöst. Ein etwa 2 km langer Rundweg führt an zahlreichen Orten vorbei, an denen man die Seefläche gut überblicken kann, so auch an einem strategisch günstig gelegenen Beobachtungsturm. Damit ist der Weg nicht zu lang und bietet ausreichend Beobachtungsmöglichkeiten. Dadurch dass in der Seemitte einige Inseln als Ruhe- und Brutorte für Wasservögel angelegt sind, können diese sich bei Störung bsp. durch Radfahrer oder Spaziergänger dorthin zurückziehen.
Daher bietet der Goldbergsee für mich alles, was man sich als Beobachter wünschen kann: eine reichhaltige Vogelwelt, bei der man auch die Möglichkeit hat, diese zu beobachten, ohne diese zu stören. In diesem Sinne eine klare Empfehlung meinerseits.
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