Endlich hat es wieder einmal mit einem Ausflug in die Lange Rhön geklappt. Das Mittelgebirge an der Grenze zu Hessen und Thüringen ist eines der bedeutendsten Brutgebiete im südlichen Deutschland und mein absoluter Favorit unter den hiesigen Beobachtungs-gebieten, was nicht zuletzt daran liegt, dass es bisher nur sehr wenige Beobachter dorthin verschlägt. Daher möchte ich dem Gebiet auch gerecht werden, wenn ich in der Broschüre und hier auf der Webseite Informationen darüber präsentiere. Um dem zu entsprechen möchte ich der aktuellen Beschreibung ein "Facelift" verpassen und habe mir aus diesem Grund heute einen sehr lohnende Wanderung ausgesucht, die auf einer Länge von 14,8 km alle wichtigen Beobachtungspunkte mit einander verbindet.
Wie schon beim letzten Besuch war ich recht spät dran, da ich erst um 8 Uhr am Parkplatz ankam und somit die Beobachtungsaktivität der meisten Vögel bereits wieder relativ niedrig war. Trotzdem waren die folgenden 5 1/2 Stunden sehr produktiv, immerhin zeigten sich viele miner Zielarten, die sonst nur noch sehr seltene Brutvögel sind, wie Braunkehlchen oder Wiesenpieper mit mehreren Exemplaren, nur der Karmingimpel blieb mir verwehrt. Größtes Highlight war jedoch ein Raubwürger, der gleich am Wegesrand auf einer exponierten Fichte saß und sich wunderbar zeigte. Es ist schon ein wenig verwunderlich, dass sich eine so seltene und auch scheue Art an einem relativ viel belaufenen Wanderweg aus recht geringer Distanz beobachten ließ. Gerade für den Raubwürger hat die Rhön eine besondere Bedeutung, schließlich stellt sie einen der letzten Rückzugsorte dieser Art in Süd- und Westdeutschland dar.
Ich denke es macht wenig Sinn, jede Beobachtung einer nennenswerten Art detailliert zu beschreiben. Anstattdessen werde ich versuchen, mich kurz zu halten, und den Bildern erlauben, einen Einblick in dieses wundervolle Gebiet zu gewähren. Vorher jedoch noch ein paar Worte zu der bereits erwähnten Wanderroute:
Im Vorfeld hatte ich mich im Internet über mögliche Rundwanderungen informiert und war auf die Hochrhöntour gestoßen, zu der sehr beeindruckende Bilder auf verschiedenen Webseiten gezeigt wurden. Das hatte natürlich mein Interesse geweckt, zu mal die Route auch an allen interessanten Beobachtungspunkte vorbeiführt. Trotzdem war die Wanderung in Realität noch um einiges schöner, was im Wesentlichen an drei Dingen liegt: Erst einmal ist der gesamte Rundweg fantastisch ausgeschildert und man wird regelmäßig mit dem roten "H" auf weißem Grund darauf hingewiesen. Zweitens hat man fast auf der gesamten Länge fantastische Ausblicke und kann stellenweise gut 150 km in die Ferne sehen. Und Drittens ist der Pfad sehr abwechslungsreich und führt durch viele verschiedene Lebensräume, was die Chancen erhöht, möglichst alle Zielarten zu Gesicht zu bekommen (zur richtigen Jahres- und Tageszeit versteht sich).
In diesem Sinne eine klare Empfehlung meinerseits!
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Rolf Hohmann (Donnerstag, 13 Juli 2017 16:30)
So scheu ist der Raubwürger auch nicht. Auf Gran Canaria flog mir ein Exemplar direkt vor die Füße, um eine Heuschrecke aufzunehmen, die ich aufgescheucht habe...
Birding Franconia (Donnerstag, 13 Juli 2017 19:33)
Vielen Dank für Ihren Kommentar! Eine interessante Beobachtungen, die Sie da machen durften. Man muss jedoch auch berücksichtigen, dass auf Gran Canaria die Situation anders als in Deutschland ist. Auf Gran Canaria ist der Raubwürger vermutlich eine nicht allzu seltene Art, die an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt ist. In Deutschland ist er mittlerweile dank Lebensraumverlusts eine stark bedrohte Art.
Rolf Hohmann (Dienstag, 19 November 2019 09:53)
In diesem Jahr war ich in Südflorida; dort war der Louisianawürger wirklich zahlreich, und auch nicht scheu. Er war sogar in den Vororten von Miami auf Stromleitungen häufig zu sehen. Er sieht unserem Raubwürger sehr ähnlich und hat auch dieselbe Größe. In Nordamerika gilt er als bedrohte Art.
Rolf Hohmann (Dienstag, 11 Februar 2020 13:47)
Doch, auch auf Gran Canaria ist der Raubwürger mittlerweile leider eine ganz selten gewordene, bedrohte Art.