Noch im Juni habe ich dem Kleinen Bischofsweiher wenige Kilometer nordwestlich von Erlangen einen Besuch abgestattet, welcher zusammen mit den ihn umgebenden Weihern ein interessantes Beobachtungsgebiet für Wasser-, Wald- und Schilfvögel darstellt. Allein die Zeit hatte ich an diesem Tag im Juni unterschätzt, musste daher die geplante 8 km Schleife abkürzen und den Großen Bischofsweiher aussparen. Heute bot sich die Gelegenheit, diese Lücke endlich zu schließen.
Das Zeitproblem meines letzten Ausflugs dorthin noch klar vor Augen fuhr ich am heutigen Morgen eine halbe Stunde früher weg. Ein summa summarum glücklicher Zufall, denn kaum war ich auf den Endspurt, die A 3, eingebogen, steckte ich im Stau fest. Glücklicherweise war mein Ziel weder Erlangen noch Nürnberg und so konnte ich dem Elend des Berufsverkehrs bereits nach 20 Minuten in der Überzeugung entfliehen, dass dies die letzte Verzögerung des Tages war. Weit gefehlt, wenig später befand ich mich nämlich auf Parkplatzsuche, da der offizielle Wanderparkplatz aufgrund von Bauarbeiten gegenwärtig (ab dem heutigen Tag natürlich) nicht benutzt werden darf. Letzten Endes stand ich erst um 8 Uhr mit aufgebautem Spektiv am Ufer und konnte mich nun dem vergnüglichem Teil des Besuchs widmen, der Vogelbeobachtung.
Wenige Minuten später hatte ich neben den üblichen Verdächtigen auch zwei Schwarzhalstaucher und eine Junge führende Knäkentendame aufgespürt. Vor allem über Letztere habe ich mich sehr gefreut, immerhin ist es die erste erfolgreiche Brut dieser Art, die ich hier in Franken feststellen konnte. Ebenfalls erstaunlich war ein vierköpfiger Trupp Flussuferläufer, der laut rufend auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz am Ufer den See immer wieder überflog. Wahrscheinlich war das ein eher erfolgloses Unterfangen, immerhin war der Große Bischofsweiher bis zum Rand gefüllt und bot daher kaum geeignete Schlickflächen.
Doch wer hätte gedacht, dass mir ausgerechnet jener, in diesem gefüllten Zustand ungeeignete Große Bischofsweiher heute meine bisher besten Bilder dieser Art gewähren würde. Wie sich nämlich herausstellte, gab es am nördlichen Seeteil eine schlammige Überlaufrinne zu einem Vorbecken, welche zumindest einem weiteren Flussuferläufer als Rastplatz dienen konnte. Ganz entgegen seines typischen Verhaltens war er nicht erbost von meiner plötzlichen Erscheinung am Wegesrand aufgeflogen, sondern konzentrierte sich stattdessen primär auf den Nahrungserwerb. Damit betrug die maximale Distanz zum Vogel 10 Meter, was für ausreichend schöne Bilder sorgte, wenn sich genannter Flussuferläufer nicht hinter Steinen und Ufervegetation versteckte.
Kurz darauf erreichte ich das Nordufer des Großen Bischofsweiher, von wo aus der Rundweg entlang des Westufers zurück zum Parkplatz verlaufen wäre. Allerdings bewogen mich die kürzlichen Sichtungen einer Nachtreiherfamilie an den schilf- und baumbestandenen Dornweihern, die zwischen Großem und Kleinen Bischofsweiher liegen, einen kleinen Abstecher zu machen. Von dieser Art gibt es bei uns zwar alljährliche aber in der Summe eher spärliche Nachweise, wobei ich der Meinung bin, dass diese Art zur Brutzeit aufgrund ihres nachtaktiven Lebensstils schlichtweg übersehen wird.
Trotz gründlicher Suche mit Spektiv und Fernglas gelang es mir natürlich nicht die Reiher aufzuspüren, das wäre ja auch zu einfach gewesen. Stattdessen mussten mich zwei Eisvögel und eine Schnatterentenfamilie vertrösten, bevor ich mich auf den Rückweg machte.
Das besagte Westufer war nicht im Mindesten so interessant gewesen wie der Hinweg am Ostufer, was vor allem an den ungünstigen Lichtverhältnissen lag. Am Südufer schließlich besserte sich schließlich die Lichtsituation und der See beschloss, noch einmal mit einer schönen Fotogelegenheit aufzuwarten: Fast direkt neben mir tauchten nämlich die beiden Schwarzhalstaucher, die ich bereits zu Beginn entdeckt hatte, von einem erfolglosen Jagdversuch auf und gaben wunderbare Motive ab. Dieses Prozedere wiederholten die beiden noch ein paar Mal, bis sie wahrscheinlich überzeugt waren, dass dieser Teil des Sees momentan ungeeignet fürs Jagen war und entfernten sich in Richtung Seemitte.
Einen Schönheitspreis werden sie wohl nicht mit ihrem Aussehen gewinnen, trotzdem gehören sie für mich zu der Art von Vögeln, die eine Vogelbeobachtungstour immer erfolgreich machen, egal wie lange man auf sie warten muss(te).
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