Schon seit einiger Zeit hatte ich wieder einmal einen Ausflug zum Hochreinsee vor, wozu ich dann vor ein paar Tagen auch die Gelegenheit hatte. Meine Hoffnung in Bezug auf etwas Besonderes wurden jedoch zunächst ein wenig gedämpft. Auf den ersten Blick schienen tatsächlich, nur die üblichen Verdächtigen anwesend zu sein: Gut zwei hundert Graugänsen inkl. dutzender Jungtiere, ein singender Drosselrohrsänger und eine Rohrweihe, die über dem Schilf kreiste.
Zum Glück verbrachte ich etwas mehr Zeit vor Ort, denn nach ein paar Minuten entdeckte ich eine Gruppe Großmöwen, die über dem See ihre Kreise zogen. Einige kamen schnell auch näher und ließen sich traumhaft fotografieren. Bei den meisten handelte es sich mit großer Sicherheit um Mittelmeermöwen, quasi die Standard-Großmöwe des süddeutschen Binnenlandes. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat an diesem See auch ein Paar erfolgreich seine Jungen großgezogen, dafür sprechen regelmäßige Beobachtungen in den letzten Monaten und immerhin waren auch heute zwei Jungtiere zu sehen.
Ein etwas genauerer Blick ließ mich jedoch auch auf eine weitere Großmöwe aufmersam werden, die sich von den anderen adulten Exemplaren sichtbar abhob. Das Grau auf der Oberseite war heller, die schwarze Flügelspitze wirkte wesentlich kleiner aufgrund der ausgeprägten grauen "Zungen" auf den Handschwingen und die Spitzen der HS waren umfangreicher weiß gefärbt (die Spitze der HS 10 z.B. war komplett weiß). Das sind alles Merkmale, die deutlich für eine Steppenmöwe sprechen. Da sich im Binnenland jedoch zur Zeit Großmöwen-Hybriden zunehmend verbreiten, ist eine eindeutige Bestimmung ohne Ring o.ä. eigentlich nicht möglich. Daher wurde mir geraten, solche Vögel als "Großmöwe mit Merkmalen einer Steppenmöwe" festzuhalten.
Auch letztes Jahr schon fiel mir im Sommerhalbjahr eine solche Möwe am Hochreinsee auf, die so wie das Individuum von heute einen Ring am Fuß trug. Wahrscheinlich handelt es sich also um diesselbe Möwe. Schade nur, dass ich den Ring bei keiner Gelegenheit ablesen konnte.
Nichtsdestotrotz, das eigentlich Highlight des heutigen Tages war jedoch überraschender Weise eine andere Großmöwenart. Denn kurz darauf segelte auch eine adulte Heringsmöwe über dem Wasser. Das Besondere hierbei ist, dass diese Art eigentlich nur in Norddeutschland anzutreffen ist, insbesondere in Küstennähe. Eine Heringsmöwe einmal im Süden beobachten zu können, ist also schon allein Grund zur Freude, allerdings in den Sommermonaten dazu die Gelegenheit zu bekommen, ist noch einmal mehr ungewöhnlich, da diese Art tendenziell eher im Winterhalbjahr hier auftritt. Für mich war insgesamt auffällig, wie deutlich sich die Heringsmöwe durch ihre kompaktere Gestalt und die Färbungsunterschiede von den Mittelmeermöwen abhob, was ja bei Großmöwen keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist (siehe z.B. oben im Fall mit der möglichen Steppenmöwe).
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