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Vorfrühling an den Garstadter Seen

Der schon Letztens erwähnte "Vorfrühling" hält weiterhin an und so zog es mich heute bei bestem Wetter zu den Garstadter Seen. Im Vorfeld hatte ich mich über aktuelle Beobachtungen dort informiert und zwei Zielarten ausgemacht, denen ich besondere Aufmerksamkeit schenken wollte: Raubwürger und Kleinspecht. Normalerweise sollte man als Vogelbeobachter mit solch fixen Ideen vorsichtig sein, schließlich bekommt man nur allzu oft zu spüren, wie unberechenbar die Vogelwelt sein kann. Also startete ich die Runde um das Naturschutzgebiet zunächst einmal vorsichtig optimistisch.

 

Nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt fiel mein Blick auf einen scheinbar "weißen Fleck" im Acker. Der Kontrollblick durch das Spektiv machte schnell klar, dass es sich tatsächlich um die erste Zielart, nämlich um den Raubwürger handelte. Sein Standort im Feld ist durchaus etwas ungewöhnlich, ganz im Gegensatz zur, wie üblich, unglaublich großen Beobachtungsdistanz.

Raubwürger
Raubwürger

Kurz darauf erreichte ich schließlich den Beobachtungsturm und konnte mich den zahlreichen Enten und Gänsen zuwenden. Im Grunde genommen gab es an dieser Stelle mit einigen Krick-, Schnatter- und Schellenten wenig Überraschungen. Später, im hinteren Teil des Gebietes sollten noch zwei Rostgänse, zwei Spieß- und eine Löffelente dazukommen. Abgesehen davon waren jedoch "nur" die klassischen Allerweltsvögel zu sehen. Aus diesem Grund wandte ich meine Aufmerksamkeit daraufhin v.a. auf die Büsche und Bäume rund um die Wasserflächen. Das sollte sich lohnen. Etliche Singvögel waren aktiv, darunter Rohrammern, Singdrosseln und Schwanzmeisen.

 

Untermalt wurde das ganze Geschehen durch die monotonen Trommelwirbel der Spechte. Mit ein wenig Geduld ließen sich zwei unterschiedliche Typen herausfiltern, die klassisch kurzen und kräftigen des Buntspechts sowie die schwächeren und gleichmäßigeren des erhofften Kleinspechts. Wie schon angekündigt hatte ich es hauptsächlich auf diesen abgesehen. Tatsächlich konnte ich an drei unterschiedlichen Stellen die hellen Rufe bzw. das Trommeln feststellen, doch trotz geduldiger Suche blieb es bei diesen wenigstens eindeutigen akustischen Nachweisen.

Über das ganze Gebiet verteilt waren mindestens 14 trommelnde Buntspechte zu hören, schwerpunktmäßig im Garstadter Holz nordwestlich des Hauptsees. Als ich dort Ausschau nach den Spechten hielt, bzw. dabei auch auf eine der anderen Arten zu stoßen hoffte, gab ein Sommergoldhähnchen eine Strophe seines Gesangs zum Besten, mein erstes in diesem Jahr. Es sollte die erste von insgesamt drei unverhofften Zugaben des heutigen Tages sein. Die zweite war ein Bergpieper an einem der kleineren Seen nördlich des Walds, der sich durch seinen rauen Ruf bemerkbar machte. Leider war er dank des eingeschränkten Sichtfelds nirgendwo zu entdecken. Im Anschluss daran war ich schon vollauf zufrieden und geistig schon bei der Zusammenfassung des Rundgangs. Im Augenwinkel nahm ich dabei zwei Gänsesäger auf dem anliegenden See wahr. So schien es wenigstens. Bei genauerer Betrachtung entpuppte sich das Männchen jedoch als Mittelsäger im Prachtkleid. Die dadurch wieder erfrischten Hoffnungen auf eine weitere Besonderheit auf den verbliebenen 500 Metern zum Parkplatz wurden allerdings nicht mehr erfüllt. Alles kann man schließlich auch nicht haben. 

Gänsesäger (links) und Mittelsäger (rechts)
Gänsesäger (links) und Mittelsäger (rechts)

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