Vom 1. Mai bis zum 20. Juni konnte ich an der Deponie Gaustadt einen höchst interessanten Laubsänger entdecken, dessen Gesang zu keinem der mir bekannten Laubsänger passen wollte. Nach einigen
Diskussionen und dem Austausch mit Experten, wurde der Vogel vorläufig als Mischsänger Fitis x Taigazilpzalp bestimmt. Hier möchte ich das Wichtigste über diesen Vogel
zusammenfassen.
Der Vogel hielt sich traditioneller Weise stets im Bereich dieser Wegbiegung in den offenen Weidengebüschen auf.
Der Vogel konnte erst bei meinen letzten beiden Besuchen (16.06 und 20.06) gesichtet werden. Er wirkte dabei für einen Fitis sehr ungewöhnlich, da seine Oberseite überwiegend braun und seine
Unterseite vorwiegend weiß gefärbt war. Durch Rufe und Handschwingenprojektion konnte ein Zilpzalp jedoch ausgeschlossen werden. Das ist insofern ungewöhnlich, da das Gefieder eines normalen
mitteleuropäischen Fitisses vorwiegend durch Grün- und Gelbtöne gekennzeichnet ist.
Spekulationen über eine mögliche Zugehörigkeit zu den beiden östlichen Unterarten acredula und yakutensis können nicht einwandfrei belegt werden, weil alle Fitis-Unterarten sehr
variabel sind und so nur anhand des Aussehens unmöglich unterschieden werden können. Somit bleibt lediglich der Verdacht eines östlichen Fitisses.
Am auffälligsten waren jedoch die Lautäußerungen, vor allem der Gesang. Dabei hielt sich der Vogel normalerweise an folgendes Muster: Er beginnt wie ein Fitis mit melancholischen, in der Gesamtendenz abfallenden Tönen und wechselt dann sprunghaft zu schnelleren auf- und absteigenden Tönen, die jedoch in der Tendenz auf der gleichen Höhe bleiben. Dabei ist auch ein deutliche Veränderung in der Tonfarbe zu erkennen. Der daraufhin folgende Schluss ist höchst variabel und gestaltet sich aus stets unterschiedlichen Elementen.
Der Gesang wurde sowohl exponiert von einer Buschspitze als auch bei der Nahrungssuche geäußert. Der Verdacht auf den Einfluss eines Taigazilpzalps besteht, da der Vogel im zweiten Teil der Strophe äußert flüssig auf- und absteigende Töne kombiniert, ohne dabei wie ein Zilpzalp zu klingen. Auch auffällig ist dabei, dass der Vogel immer die gleichen drei Elemente aneinander fügt.
Bei späteren Besuchen wich der Vogel von seinen gewöhnlichen Gesangsäußerungen ein wenig ab, da er sein Muster änderte. Auch gewöhnliche Fitis-Strophen wurden in diesem Zeitraum häufiger geäußert.
Die Rufe wirkten typisch für einen Fitis, wobei sie für mich persönlich etwas schärfer klangen.
Insgesamt war der Vogel wenig scheu und näherte sich mir bis auf wenige Meter an. Interessanterweise beeinflusste der Mischsänger die benachbarten Fitisse deutlich. Nachdem er seinen seltsamen
"Mischgesang" geäußert hatte, versuchten manche Fitisse ihm zu antworten, indem sie Elemente des "Mischgesangs" in ihren Gesang eingeflochten haben.
Weiterhin konnte beobachtet werden, dass der Mischsänger einem juvenilen Fitis, der jedoch gewöhnlich ausgesehen hatte, eine Libelle zum fressen gegeben hatte. Möglicherweise also hat der
Mischsänger erfolgreich gebrütet.
Birding Franconia | info@birdingfranconia.de